Katelijne Philips-Lebon, Tänzerin und Sängerin, Berlin

Zerschlissene Schuhe sind einer meiner ersten Erinnerungen. 

Ich konnte sie noch nicht selbst zubinden, da lief ich schon auf den Spitzen durch die Welt. 
Mit sieben Jahren besuchte ich die Tanzabteilung unserer Musikschule in Vilvoorde. Zunächst ging ich nur ein Mal in der Woche, bald immer öfter. Und die Tage, die noch übrig blieben, verbrachte ich im Kirchenchor. Die Stimme gehört zum Körper, da war ich mir ganz sicher. Auch die Stimme wollte sich bewegen.
 
Aber vor der Familiengesellschaft im Garten fiel es mir schwer, etwas vorzuführen. Nur auf der Bühne und im Proberaum fühlte ich mich unverkrampft und frei.Ich brauchte die Bühne gerade so, wie man die Luft, das Wasser und die Liebe braucht.
 
Eine lange Zeit war der Tanz die Nummer Eins in meinem Leben, doch dann, als ich am Theater in Kaiserslautern tanzte, wuchs mein Interesse für andere darstellerische Formen. Und während ich begann, an der Schauspielschule neue Ausdrücke für meinen Körper zu finden,fand ich zurück zu den Liedern der Kindheit und Jugend. Ich begann wieder zu singen. All die wunderbaren französischen Chansons und flämischen Lieder waren wieder da!

Die Lust, dem Gesang einen ganz eigenen Abend zu widmen,wurde immer größer. Gemeinsam mit nahestehenden Menschen begann ich meine eigenen Programme zu schreiben. Denn Gesang bedeutet mir am meisten, wenn ich selbst und das Publikum den eigenen Ton zu spüren bekommt – und dieser Ton entspringt vor allem den persönlichen Erfahrungen, den Gefühlen, den Bildern auf der Straße,
kurz: dem eigenen Leben.

Text: Katelijne Philips-Lebon